In einer Wirtschaft, die sich rasant wandelt und zunehmend von Flexibilität und Innovation geprägt ist, steht der deutsche Mittelstand vor einer paradoxen Herausforderung: Während der Fachkräftemangel zu einem immer drängenderen Problem wird, erleben wir gleichzeitig einen Anstieg des Krankenstandes, der die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt. Die jüngste Studie der Gothaer Versicherung offenbart, dass mehr als die Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland Schwierigkeiten haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und zu halten. Dieses Phänomen ist nicht nur ein Spiegelbild der demografischen Veränderungen und der sich wandelnden Arbeitsmarktlandschaft, sondern auch ein Weckruf für Unternehmen, ihre Strategien zur Mitarbeiterbindung und Gesundheitsförderung zu überdenken.

Diese Entwicklung hat weitreichende Konsequenzen. Einerseits erfordert der Fachkräftemangel kreative Lösungen, um Talente anzuziehen und zu halten. Andererseits zwingt der steigende Krankenstand die Unternehmen dazu, ihre Ansätze zur Gesundheitsprävention und -förderung zu überdenken. Dies ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit, denn die Kosten für krankheitsbedingte Ausfälle und die damit verbundenen Produktivitätsverluste sind enorm. In diesem Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und steigendem Krankenstand liegt jedoch auch eine Chance: die Möglichkeit, durch innovative Ansätze in der Personalpolitik und Gesundheitsförderung nicht nur die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu erhöhen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.

In diesem Artikel werden wir die aktuellen Trends im Krankenstand in Deutschland beleuchten, die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklungen untersuchen und aufzeigen, wie Unternehmen mit kreativen und nachhaltigen Strategien auf diese Herausforderungen reagieren können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ãœber 50 % der KMUs kämpfen mit Fachkräftemangel.

  • Der Krankenstand stieg 2022 um 30 % an.
  • Unternehmen setzen auf flexible Arbeitszeiten und Gesundheitsförderung.
  • Ziel: Produktivität steigern, Mitarbeitergesundheit schützen.

Fachkräftemangel und Krankenstand

Der deutsche Mittelstand steht vor einer doppelten Herausforderung: dem Fachkräftemangel und einem gleichzeitig steigenden Krankenstand. Die Gothaer KMU-Studie 2023 legt offen, dass mehr als die Hälfte der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland Probleme haben, Arbeitskräfte zu gewinnen und zu binden. Dieser Trend ist besorgniserregend, da er einen Anstieg von 13 Prozentpunkten seit 2021 markiert. Insbesondere Unternehmen mit 11 bis 500 Mitarbeitenden spüren diese Herausforderung am stärksten.

Die Folgen dieses Mangels sind vielschichtig. Einerseits resultiert daraus ein erhöhter Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte. Andererseits führt der Mangel an Personal in vielen Fällen zu einer höheren Belastung der vorhandenen Belegschaft. Diese zusätzliche Belastung kann sich wiederum negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen auswirken und den Krankenstand weiter erhöhen. Dieser Anstieg des Krankenstandes stellt die Unternehmen vor eine weitere Herausforderung: Wie können sie trotz knapper Personalressourcen effizient und produktiv bleiben und gleichzeitig die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen schützen und fördern?

Diese Situation zwingt Unternehmen dazu, neue Wege in der Personalpolitik und Gesundheitsförderung zu gehen. Innovative Ansätze zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, wie Homeoffice und flexible Arbeitsmodelle, werden zunehmend als Mittel eingesetzt, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Diese Maßnahmen tragen nicht nur zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität bei, sondern können auch dazu beitragen, den Krankenstand zu senken, indem sie eine ausgewogenere Work-Life-Balance ermöglichen.

Entwicklung des Krankenstandes

Die Entwicklung des Krankenstandes in Deutschland zeigt eine besorgniserregende Tendenz. Während die DAK-Gesundheit für das Jahr 2021 einen leichten Rückgang des Krankenstandes auf 4,0% verzeichnete, offenbart eine Untersuchung des Dachverbands der Betriebskrankenkassen für 2022 einen deutlichen Anstieg von rund 30% gegenüber dem Vorjahr. Diese gegenläufigen Trends spiegeln die dynamischen Veränderungen im Gesundheitszustand der Arbeitnehmer*innen wieder.

Besonders auffällig ist der Anstieg psychischer Erkrankungen, der einen wesentlichen Anteil am Gesamtkrankenstand ausmacht. Depressionen und Angststörungen verursachen immer mehr Fehltage, was auf die zunehmende Belastung und Stress am Arbeitsplatz hinweist. Gleichzeitig verzeichnen Muskel-Skelett-Probleme, traditionell eine Hauptursache für Fehlzeiten, ebenfalls einen Anstieg. Diese Entwicklung ist alarmierend und weist auf einen dringenden Handlungsbedarf hin, sowohl in Bezug auf die Arbeitsplatzgestaltung als auch auf die Gesundheitsförderung und -prävention.

Diese Veränderungen im Krankenstand sind nicht nur für die Gesundheit der Mitarbeiter*innen von Bedeutung, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Produktivität und Wirtschaftlichkeit der Unternehmen. Sie erfordern eine umfassende Antwort, die sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit der Arbeitnehmenden in den Mittelpunkt stellt.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des erhöhten Krankenstandes sind für deutsche Unternehmen signifikant. Schätzungen zufolge könnten die Kosten für krankheitsbedingte Ausfälle 2022 um einen zweistelligen Milliardenbetrag gestiegen sein. Diese Kosten umfassen nicht nur die direkte Entgeltfortzahlung, sondern auch indirekte Ausgaben wie die Einstellung von Aushilfen, Überstundenvergütungen und die damit verbundenen administrativen Aufwände.

Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen, die aufgrund ihrer Größe und Ressourcenbeschränkungen anfälliger für die Auswirkungen langfristiger Krankheitsfälle sind. Langzeiterkrankungen können diese Betriebe täglich bis zu 400 Euro kosten. Diese finanzielle Belastung beeinträchtigt nicht nur den Betriebsablauf, sondern kann auch langfristige Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum der Unternehmen haben.

Die wirtschaftlichen Folgen des gestiegenen Krankenstandes verdeutlichen die Notwendigkeit für Unternehmen, in Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsmanagement zu investieren, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern und so langfristig Kosten zu senken.

Kosten für krankheitsbedingte Fehltage

Kosten für krankheitsbedingte Fehltage

Bedeutung der Gesundheitsförderung

Angesichts des steigenden Krankenstandes und seiner wirtschaftlichen Folgen gewinnt die betriebliche Gesundheitsförderung zunehmend an Bedeutung. Unternehmen erkennen, dass Investitionen in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen nicht nur eine soziale Verantwortung darstellen, sondern auch eine kluge betriebswirtschaftliche Entscheidung sind. Durch gezielte Maßnahmen zur Gesundheitsförderung können sie nicht nur die Anzahl der Krankheitstage reduzieren, sondern auch die allgemeine Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigern.

Praktische Ansätze hierfür sind vielfältig und reichen von ergonomischen Arbeitsplatzgestaltungen über Angebote zur Stressprävention bis hin zu gesundheitsfördernden Programmen wie Fitnesskursen oder Ernährungsberatung. Zudem zeigt sich, dass solche Maßnahmen auch dazu beitragen, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern und Fachkräfte zu binden. In einer Zeit, in der sich Mitarbeiter*innen vermehrt für Unternehmen entscheiden, die ihr Wohlergehen fördern, ist eine solide Gesundheitsstrategie unerlässlich.

Personalmangel macht krank

Schlussfolgerung

Die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf den Krankenstand und den Fachkräftemangel in Deutschland sind ein deutliches Signal für Unternehmen, ihre Personal- und Gesundheitspolitik zu überdenken. Flexible Arbeitsmodelle, betriebliche Gesundheitsförderung wie eine betriebliche Krankenversicherung und eine auf Wohlbefinden ausgerichtete Unternehmenskultur sind nicht mehr nur wünschenswerte Zusätze, sondern essentielle Elemente für den zukünftigen Unternehmenserfolg.

Benefits und Leistungen zur Mitarbeitergewinnung

Indem Unternehmen in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden investieren, können sie nicht nur die Gesundheit und Motivation ihrer Belegschaft steigern, sondern auch ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

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